Gebetstradition in der Katholischen Kirche: Ein Deep-Research-Dokument
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Einblick in die Gebetstraditionen der katholischen Kirche. Von den traditionellen lateinischen Gebeten über die theologischen Hintergründe der Sakramente bis hin zu den liturgischen Disziplinen und Bräuchen wird ein breites Spektrum abgedeckt. Es ist eine lehramtstreue, katholische und traditionelle Untersuchung, die sich an Katholiken richtet, die ihr Wissen und Verständnis vertiefen möchten. Die detaillierte Gliederung mit Kapiteln und eine umfangreiche Quellen- und Verweisliste am Ende des Dokuments erleichtern das weitere Studium und die Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema.

by daniel

Traditionelle lateinische Gebete: Rosenkranz
Der Rosenkranz: Ein meditiertes Kettengebet
Der Rosenkranz ist ein meditiertes Kettengebet zu Ehren der Gottesmutter Maria und zur Betrachtung der Erlösungsgeheimnisse Christi. Er besteht aus sich wiederholenden Grundgebeten – insbesondere dem Ave Maria – die durch sogenannte Geheimnisse strukturiert werden. Ein vollständiger traditioneller Rosenkranz umfasst 15 Gesätzchen (Geheimnisse) in drei Abschnitten zu je fünf: freudenreiche, schmerzhafte und glorreiche Geheimnisse.
Die Struktur und der Rhythmus des Rosenkranzes
Beim Rosenkranzgebet spricht man in jedem Gesätz zehn Ave Marias (ein „Gesätz“ = ein Decennium) und leitet es ein mit einem Vaterunser und einem Meditationssatz zum jeweiligen Geheimnis. Beispielsweise: „Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast“ (freudenreiches 1. Geheimnis). Diese stete Wiederholung schafft einen ruhigen, betrachtenden Rhythmus.
Traditionelle lateinische Gebete: Ave Maria
1
Lateinische Wurzeln und universelle Zugänglichkeit
Der Rosenkranz wird oft lateinisch gebetet – „Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum…“ – insbesondere in traditionellen Gemeinden oder bei internationalen Wallfahrten, weil Latein hier allen Nationen gemeinsamen Zugang ermöglicht.
2
Historische Wurzeln und päpstliche Förderung
Historisch geht der Rosenkranz auf das Mittelalter zurück; der Legende nach übergab die Gottesmutter den Rosenkranz dem hl. Dominikus. Seitdem ist er eines der beliebtesten privaten Andachtsgebete der Katholiken. Papst Pius V. förderte ihn stark (nach dem Sieg von Lepanto 1571, den er der Rosenkranzgebete zuschrieb, führte er das Rosenkranzfest ein).
Traditionelle lateinische Gebete: Der Angelus
Das Engel-des-Herrn-Gebet
Der Angelus Domini ist ein dreimal täglich (morgens, mittags, abends) gebetetes Kurzgebet, das an die Verkündigung des Herrn an Maria erinnert. Es beginnt mit der Antiphon „Angelus Domini nuntiavit Mariae, et concepit de Spiritu Sancto“ – „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist“ – worauf das Ave Maria folgt.
Die Angelus-Glocke
Traditionell wird der Angelus morgens um 6 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 18 Uhr gebetet – jeweils durch das Läuten der Angelus-Glocke angekündigt. In vielen Kirchen läutet tatsächlich bis heute dreimal täglich eine Glocke als Signal zum Angelusgebet.
Angelus: Heiligung des Tages
1
Die Fleischwerdung Christi
Der Priester oder Hausvater betet die Versikel, alle antworten mit dem Ave Maria. Dieses einfache Gebet heiligt den Tageslauf und ruft in Erinnerung, dass „Das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,14) – denn das ist der Kern des Angelus: die Fleischwerdung Christi in Marien Schoß (Verkündigung).
2
Das Regina Coeli
In der Osterzeit ersetzt das Regina Coeli (eine freudige Antiphon: „Regina coeli, laetare, Alleluia…“ – Freu dich, Himmelskönigin) den Angelus – es passt sich der liturgischen Zeit an.
Traditionelle lateinische Gebete: Salve Regina
1
Marianische Antiphonen
Die Kirche singt am Ende des Tages (Komplet) und häufig nach dem Rosenkranz eine der vier marianischen Antiphonen in Latein. Besonders bekannt ist das Salve Regina (Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit).
2
Das Sehnen der Gläubigen
Dieses Gebet stammt aus dem 11. Jahrhundert und fasst in poetischer Form das Sehnen der Gläubigen nach der Fürsprache Mariens zusammen: „Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas… zeige uns nach diesem Elend Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes.“
Salve Regina: Brauchtum
1
1
Deutscher Sprachraum
Im deutschen Sprachraum ist es Brauch, nach jedem Gottesdienst oder Rosenkranz das Salve Regina stehend zu singen oder zu beten.
2
2
Andere Antiphonen
Die anderen marianischen Antiphonen sind: Alma Redemptoris Mater (Advent/Weihnachtszeit), Ave Regina Caelorum (Fastenzeit) und Regina Caeli (Osterzeit). Jede hat ihren charakteristischen gregorianischen Ton.
Einheit über die Zeiten

1

2

3

1
Ave Maria
2
Latein
3
Einheit
Wer heute das Ave Maria in derselben lateinischen Form betet wie vor 800 Jahren, erfährt Einheit über die Zeiten. Zudem ist Latein hier nicht hinderlich, sondern förderlich: Die feste Form erleichtert die Konzentration auf die betrachteten Geheimnisse (beim Rosenkranz) bzw. auf das Ereignis der Menschwerdung (Angelus).
Ergänzung zur Liturgie

1

2

3

1
Heilige Messe
2
Offizium
3
Andachten
Während die Heilige Messe und das Offizium primär Gott verherrlichen und die Sakramente spenden, nähren diese Andachten die persönliche Frömmigkeit im Alltag. Nicht umsonst werden sie in vielen katholischen Familien von klein auf eingeübt – sie sind das geistige Atemholen über den Tag.
Indulgierte Gebete und Ablassbedingungen
Ablass: Nachlass zeitlicher Strafe
Die katholische Kirche lehrt, dass sie – in der Vollmacht, die Christus ihr gab – Ablässe an bestimmte Gebete oder fromme Handlungen knüpfen kann. Ein Ablass ist nach offizieller Definition „der Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist“.
Der Schatz der Genugtuungen
Auch wenn einem Menschen in der Beichte die Schuld vergeben wurde, kann dennoch eine zeitliche Sündenfolge (Buß- oder Läuterungsstrafe) bleiben, die entweder im irdischen Leben durch Buße oder nach dem Tod im Fegefeuer abgetragen wird. Ein Ablass erlässt dem entsprechend disponierten Gläubigen einen Teil (oder alle) dieser zeitlichen Sündenstrafen, indem die Kirche aus dem „Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen“ schöpft.
Ablass: Arten
1
Partiell
Teilweise Nachlassung
∞</DIV> <DIV number=
Plenarisch
Vollkommene Tilgung aller Sündenstrafen
Man unterscheidet teilweise (partielle) Ablässe und vollkommene (plenarische) Ablässe. Ein vollkommener Ablass tilgt alle noch offenen zeitlichen Sündenstrafen – er würde also einen Menschen, der im Stand der Gnade stirbt und einen vollkommenen Ablass empfangen hat, unmittelbar in den Himmel eingehen lassen.
Bedingungen für den Ablass
Wichtig sind die Bedingungen für den Erhalt eines Ablasses: Der Gläubige muss katholisch, im Stand der Gnade (ohne schwere Sünde) sein, und die jeweils vorgeschriebene gute Tat verrichten (z.B. das Gebet sprechen) mit der Intention, den Ablass zu erlangen. Zudem sind für einen plenarischen Ablass einige Standardbedingungen festgelegt: Beichte, Kommunionempfang und Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters.
Indulgierte Gebete: Beispiele
Kreuzzeichen
Das Kreuzzeichen selbst kann unter den üblichen Bedingungen einen Teilablass einbringen.
Rosenkranz
Ein vollkommener Ablass ist geknüpft an das gemeinschaftliche Beten des Rosenkranzes (5 Gesätze) in einer Kirche oder Familie.
Bibel-Lesung
Halbstündige betrachtende Bibel-Lesung (Lectio divina).
Der Sinn von Ablässen
1
Ansporn zu frommen Werken
Die Kirche möchte die Gläubigen zu bestimmten frommen Werken anspornen und ihnen zugleich Gnaden aus dem Erlösungsschatz zukommen lassen.
2
Kein Freibrief
Ein Ablass ist kein „Freibrief für Sünden“ – denn Voraussetzung ist ja die Vergebung der Schuld (meistens durch Beichte). Vielmehr geht es darum, das Heilshandeln der Kirche zum Wohle der Seelen auszuschöpfen.
Missbräuche und Reformen
1
Ablasshandel
Im Spätmittelalter kam es zu Missbräuchen (Ablasshandel), die zu Reformation führten.
2
Konzil von Trient
Das Konzil von Trient stellte klar: die Kirche hat die Macht, Ablässe zu gewähren, und ihr Gebrauch ist für das Volk heilsam – Missbrauch ist zu beseitigen.
3
Frei erhältlich
Heutzutage sind Ablässe frei erhältlich durch Gebet; es gibt z.B. im Enchiridion Indulgentiarum (Ablasshandbuch) genaue Listen.
Weitere indulgierte Gebete
Rosenkranz
Wie erwähnt.
Magnificat und Benedictus
Lobgesänge aus dem Evangelium
Psalmen
Bestimmte Psalmengebete sind mit Teilablass versehen.
Ablass für Verstorbene
1
1
Nächstenliebe
Ein großer Akt der Nächstenliebe besteht darin, Ablässe den armen Seelen im Fegefeuer zuzuwenden.
2
2
Aufopfern
Jede Ablassgnade kann man auch für Verstorbene aufopfern (nur für sich selbst oder Verstorbene, nicht für andere Lebende).
Besonders im November gibt es großzügige Ablässe: z.B. vom 1.–8. November erhält man einen vollkommenen Ablass für die Armen Seelen, wenn man einen Friedhof besucht und dort für die Verstorbenen betet (und die üblichen Bedingungen erfüllt).
Die Gemeinschaft der Heiligen

1

2

3

4

5

1
Leben
2
Gebet
3
Verstorbene
4
Ablass
5
Sühne
Die Kirche will so die Verbundenheit im mystischen Leib stärken – die Lebenden können durch Gebet und Ablass den Verstorbenen helfen (Sühneleistung abtragen). Indulgierte Gebete spornen an zum häufigen Beten. Ein Katholik weiß: Wenn ich z.B. nach der Kommunion das Gebet „O süßester Jesu, gib ihnen die ewige Ruhe“ spreche, kann ich damit – den Bedingungen vorausgesetzt – einer Seele im Fegefeuer den Weg zum Himmel abkürzen.
Wachstum in der Liebe

1

2

3

1
Heiligung
2
Liebe
3
Barmherzigkeit
So dienen indulgierte Gebete der persönlichen Heiligung (durch die Erfüllung der meist frommen Voraussetzungen: Beichte, Kommunion, Loslösung von Sünde) und dem Wachstum in der Liebe (da man oft Ablässe für andere aufopfert). Ablassgebete sind also eine Ausprägung der Communio Sanctorum (Gemeinschaft der Heiligen), und zugleich verweisen sie auf die Fülle der Barmherzigkeit Gottes, der durch die Kirche reichlich vergibt.
Private Gebetsformen
Bitt- und Lobgebete
Ein Gläubiger spricht morgens beim Aufstehen ein Morgenopfer, abends ein Abendgebet.
Inneres Gebet / Meditation
Viele Heilige empfehlen täglich eine gewisse Zeit des stillen inneren Gebets.
Stoßgebete im Alltag
Katholiken pflegen kurze spontane Gebetsrufe während des Tages.
Herzgebet
Die Verborgenheit des Gebets
Entscheidendes Merkmal privaten Gebets ist die Verborgenheit: „Wenn du betest, geh in deine Kammer, schließe die Tür und bete zum Vater im Verborgenen“ (Mt 6,6). Gott sieht ins Herz. Dieses Herzgebet kann überall geschehen – unterwegs im Bus, beim Warten, still am Arbeitsplatz.
Gotteslob
Die Kirche segnet und ermutigt das private Gebet, stellt dafür aber Leitfäden bereit: etwa Gebetbücher (traditionelle Volksgebetbücher wie „Gotteslob“ enthalten viele formulierte Gebete für verschiedene Anliegen). Doch ebenso wird das freie Reden in Einfachheit hochgeschätzt – je nach Person.
Gemeinschaftliches Gebet: Familie
1
Familiengebet
Traditionell versammelt sich die Familie z.B. am Abend zum gemeinsamen Rosenkranz. Der Vater oder die Mutter leitet, die Kinder antworten. Danach evtl. ein Segensgebet (Weihe der Kinder an Engel oder Muttergottes) und ein gemeinsames „Gute Nacht, Gott“.
2
Hauskirche
So wird das Haus zur „Hauskirche“. Diese Sitte ist vielerorts zurückgegangen, erlebt aber bei gläubigen Familien Wiederbelebung.
Gemeinschaftliches Gebet in der Kirche
Andachtsstunden
Jenseits der Messe gibt es organisierte Andachten, die Gläubige zusammenführen. Etwa Maiandachten, Bittprozessionen, Friedensgebete, Gebetsvigilien.
Liturgisches Gebet
Hierzu gehört das bereits behandelte Stundengebet, wenn es in Gemeinschaft gebetet wird – z.B. eine öffentlich gesungene Vesper am Sonntagabend, bei der Priester, Chor und Volk in der Kirche zusammenkommen.
Gemeinschaftliches Gebet: Litanei
1
Litanei-Form
Die Litanei-Form (wie die Allerheiligenlitanei oder Herz-Jesu-Litanei) ist typisch gemeinschaftlich: Einer ruft die Anrufung aus, alle antworten „ora pro nobis“ (bitte für uns) oder „erbarme dich unser“.
2
Einheitsgefühl
Diese Wechselgesänge fördern das Einheitsgefühl unter den Betern.
Gemeinschaftliches Gebet: Gruppen
1
1
Gebetsgruppen
In Pfarreien bilden sich oft Kreise – etwa die Legion Mariens, oder Charismatische Gebetsgruppen.
2
2
Bruderschaften
Auch traditionelle Bruderschaften (z.B. Rosenkranzbruderschaft, Scapulierbruderschaft) organisieren regelmäßige gemeinschaftliche Gebete für ihre Mitglieder.
Dieses Miteinander-Beten stärkt die Treue: Man ermutigt einander im Glauben und erfährt konkret die Gemeinschaft der Kirche.
Gemeinschaftliches Gebet: Wallfahrt
Pilgern
Auch hier wird gemeinschaftlich gebetet – ob bei der Fronleichnamsprozession oder auf einer Wallfahrt (z.B. nach Altötting: die Pilger beten unterwegs in Gruppen den Rosenkranz, singen Kirchenlieder und Psalmen).
Peregrinatio
Dieses Gebet im Gehen oder Pilgern hat in der Tradition hohen Stellenwert – peregrinatio religionis causa (Pilgerfahrt) wird als Bußwerk und intensives Gebet betrachtet.
Das Gebet: persönlich und gemeinschaftlich

1

2

1
Suche Intimität
2
Suche Gemeinschaft
Die katholische Kirche sieht beide Formen – privat und gemeinschaftlich – nicht als Gegensatz, sondern als aufeinander bezogen. Jesus selbst zog sich einerseits zum einsamen Gebet auf den Berg zurück, andererseits betete er mit den Jüngern Psalmen (z.B. beim Letzten Abendmahl, Mk 14,26).
Gebetsapostolate

1

2

3

1
Familie
2
Pfarrgebetskreise
3
Gebetsapostolate
In der traditionellen Praxis war das Familiengebet die Keimzelle: Kinder lernten von Eltern das Beten, um später selbst als Erwachsene sowohl alleine als auch mit anderen beten zu können. Priester motivieren Gläubige heute wieder verstärkt, zu Hause zu beten, und auch, an Pfarrgebetskreisen teilzunehmen.
Sakramente: Wirksames Zeichen
Sichtbares Zeichen unsichtbarer Gnade
Ein Sakrament ist ein „Zeichen (lat. signum)“, das nicht nur etwas symbolisiert, sondern tatsächlich bewirkt, was es bedeutet. Die klassische Definition (nach Augustinus) lautet: „Sakrament ist ein sichtbares Zeichen einer unsichtbaren Gnade“. So wäscht z.B. die Taufe mit Wasser äußerlich, was innerlich die Reinigung der Seele von Sünden bewirkt.
Ex opere operato
In der Scholastik präzisierte man: Sakramente wirken ex opere operato – kraft des vollzogenen Ritus – sofern kein innerer Widerstand (Ungültigkeit oder fehlende Disposition) vorliegt. Dies war ein zentraler Punkt gegenüber den Reformatoren: Luther meinte, der Glaube des Empfängers sei allein auslösend; die katholische Lehre sagt, das Sakrament wirkt durch Gottes Verheißung objektiv, der Glaube nimmt es fruchtbar an, ist aber nicht seine Ursache.
Sakramente: Einsetzung durch Christus
1
Anordnung durch Jesus
Die Kirche lehrt, dass jedes der sieben Sakramente auf Anordnung oder Stiftung durch Jesus selbst zurückgeht. Das Konzil von Trient betonte: „Wenn jemand sagt, die Sakramente der Neuen Ordnung seien nicht alle von Jesus Christus, unserem Herrn, eingesetzt worden – er sei im Irrtum.“ (vgl. Trient, 7. Sess., Kanon 1).
2
Keine Vollmacht zur Änderung
Daher hat die Kirche keine Vollmacht, die Substanz der Sakramente zu ändern oder neue zu erfinden – nur Christus ist der Urheber der Sakramente.
Die sieben Sakramente
1
Taufe
2
Firmung
3
Eucharistie
4
Beichte
5
Krankensalbung
6
Weihe
7
Ehe
Die sieben Sakramente decken alle wesentlichen Phasen und Bedürfnisse des geistlichen Lebens ab: Geburt (Taufe), Reifung (Firmung), tägliche Stärkung (Eucharistie), Heilung nach Fall (Beichte), Heilung in Krankheit (Krankensalbung), Dienst an Gemeinschaft (Weihe und Ehe).
Gültigkeit und Würdigkeit
1
1
Gültigkeit
Korrekte Materie, Form, Spendungswillen
2
2
Würdigkeit
Rechte innere Haltung des Empfängers
Ein traditionelles Unterscheidungsmerkmal ist gültig vs. fruchtbar (oder würdig). Gültigkeit erfordert die korrekte Materie (sichtbares Element) und Form (Worte) und den rechten Spendungswillen des Ministers. Fruchtbarkeit hingegen betrifft den Empfänger: Empfängt er in rechter innerer Haltung, trägt das Sakrament voll reiche Frucht.
Charakter-Sakramente

1

2

3

1
Taufe
2
Firmung
3
Weihe
Taufe, Firmung und Weihe prägen laut katholischer Lehre ein unauslöschliches Siegel (Charakter) in die Seele. Darum können sie nicht wiederholt werden. Wer gültig getauft ist, bleibt es ewig, auch wenn er sich lossagt – daher anerkennt die Kirche in der Regel die Taufe anderer christlicher Konfessionen, sofern mit richtiger Formel gespendet.
Die Taufe: Reinigung und Wiedergeburt
Reinigung von der Erbsünde
Wiedergeburt in Christus
Annahme als Kind Gottes
Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament der Wiedergeburt. Durch sie werden wir von der Erbsünde gereinigt, in den Tod und die Auferstehung Christi eingetauft und als Kinder Gottes und Glieder der Kirche angenommen.
Der Taufritus: Exorzismen
Exorzismen vor der Kirchentür
Der Taufritus ist reich an Symbolen. Er beginnt vor der Kirchentür (Zeichen, dass der Täufling noch außerhalb der Kirche steht) mit Exorzismen: Der Priester beschwört in kraftvoller Sprache, dass der Teufel weiche („Exi ab eo, immunde spiritus, et da locum Spiritui Sancto!“ – Fahre aus, unreiner Geist, und mach dem Heiligen Geist Platz!).
Das Taufsalz
Dem Täufling (meist einem Säugling) wird Salz in den Mund gelegt – das Taufsalz, Symbol für Weisheit und Bewahrung vor Verwesung. Dann zeichnet der Priester dem Kind mehrmals das Kreuz auf Stirn und Brust (Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus).
Der Taufritus: Effatha
1
Ingredere in templum Dei
Er führt den Täufling in die Kirche hinein mit den Worten „Ingredere in templum Dei“ (Tritt ein in den Tempel Gottes).
2
Effatha-Ritual
Es folgen Lesungen und die Effatha-Ritual: der Priester berührt Ohren und Nase des Täuflings mit Speichel, in Anlehnung an Jesu Heilung eines Taubstummen (Mk 7,34), und spricht „Effatha“ (Öffne dich) – möge er bald das Wort Gottes hören und den Wohlgeruch Christi aufnehmen.
Die Firmung: Stärkung im Glauben
Gaben des Hl. Geistes
Die Firmung vermittelt die Gaben des Heiligen Geistes in Fülle zur Stärkung im Glauben.
Versiegelung
Der Getaufte wird vom Heiligen Geist „versiegelt“ und ausgerüstet, als mündiger Christ Zeugnis zu geben.
Daher nennt man Firmung auch „Sakrament des Christseins in Vollreife“.
Der Firmritus: Bischof
Handauflegung und Gebet
Der Bischof breitet die Hände aus und betet um die sieben Gaben des Heiligen Geistes (Weisheit, Verständnis, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht).
Chrisam-Salbung
Dann taucht er den rechten Daumen in Chrisam – das heilige Myronöl, das zuvor am Gründonnerstag vom Bischof geweiht wurde – und zeichnet dem Firmling ein Kreuz auf die Stirn.
Der Firmritus: Backenstreich
1
Friede sei mit dir
Anschließend gibt der Bischof dem Gefirmten einen leichten Backenstreich mit der Hand auf die Wange, mit den Worten „Pax tecum“ – Friede sei mit dir.
2
Streiter Christi
Dieser symbolische Schlag soll den Firmling erinnern, dass er von nun an ein „Streiter Christi“ ist und bereit sein muss, um des Glaubens willen auch Schmähungen oder Leiden zu ertragen.
Die Eucharistie: Höhepunkt der Sakramente
Leib Christi
Blut Christi
Die Eucharistie ist das Zentrum und der Höhepunkt aller Sakramente, da sie nichts Geringeres ist als der Leib und das Blut Jesu Christi selbst unter den Gestalten von Brot und Wein. In der Eucharistie wird das einmalige Opfer Christi auf unblutige Weise gegenwärtig gesetzt – die Heilige Messe ist zugleich Opfer und Mahl.
Eucharistie: Kommunion
1
1
Quelle und Höhepunkt
Die Eucharistie wird „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ genannt.
2
2
Seele speisen
Sie speist das geistliche Leben ähnlich wie irdische Nahrung den Leib.
Häufiger würdiger Kommunionempfang wird daher empfohlen.
Das Bußsakrament: Versöhnung
Vergebung
Das Sakrament der Buße ist das heilsame Mittel, durch das nach der Taufe begangene Sünden vergeben werden.
Frieden
Die Beichte reinigt die Seele, stellt die verlorene Gnade wieder her (bei schweren Sünden) oder mehrt sie (bei lässlichen Sünden). Sie schenkt zudem dem Sünder inneren Frieden und oft neue spirituelle Kraft, gegen Fehler anzukämpfen.
Beichte: Die Lossprechung
Absolution
Im traditionellen Ritus geht der Büßer üblicherweise in den Beichtstuhl, kniet dort nieder. Nach dem Kreuzzeichen beginnt er mit den Worten „Gelobt sei Jesus Christus“.
Formel
Der Priester (in Stola violett gekleidet) spricht auf Latein die Formel: „Ego te absolvo a peccatis tuis, in nomine Patris ︎ et Filii ︎ et Spiritus Sancti ︎. Amen.“ (Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes).
Die Krankensalbung: Trost und Heilung
Stärkung
Die Heilige Krankensalbung ist das Sakrament, das schwerkranken oder altersschwachen Gläubigen besondere Gnade und Trost verleiht.
Vereinigung
Wichtig ist der Aspekt der Vereinigung mit dem Leiden Christi: der Kranke wird durch das Sakrament befähigt, sein Leiden als Opfer mit Christus zu verbinden.
Die Priesterweihe: Dienst
1
1
Sakrament
Das Weihesakrament überträgt ein besonderes Amt und Gnaden an den Empfänger, so dass er im Namen Christi der Kirche dienen kann.
2
2
Vollmacht
Insbesondere wird durch die Priesterweihe einem Mann die Vollmacht gegeben, die Eucharistie zu konsekrieren, Sünden zu vergeben (im Sakrament der Buße) und in persona Christi als Hirt der Seelen zu wirken.
Der Priester: Ein anderer Christus
Zeugnis
Die Weihe macht den Empfänger zu einem „anderen Christus“, besonders die Priesterweihe: Der Priester soll das Evangelium verkünden, die Sakramente spenden und die Herde leiten.
Apostel
Er ist damit Teil des hierarchischen Priestertums, unterschieden vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen.
Das Ehesakrament: Bund
Bund
Die christliche Ehe ist der von Christus erhobene Bund zwischen einem getauften Mann und einer getauften Frau.
Liebe
In dem sie sich gegenseitig als Gatten annehmen und offen sind für die Weitergabe des Lebens.
Die Ehe ist Abbild der unauflöslichen Liebe zwischen Christus und seiner Kirche (Eph 5,32).
Das Ja-Wort

1

2

3

1
Konsens
2
Sakrament
3
Gnade
Dieser gegenseitige Konsens ist der eigentliche Eheabschluss – nach katholischem Verständnis spenden sich die Brautleute das Sakrament gegenseitig (der Priester ist Zeuge und Spendungsgehilfe). Durch das Sakrament der Ehe erhalten die Brautleute besondere Gnade, die Pflichten ihres Standes – gegenseitige Liebe und Treue, christliche Erziehung der Kinder – zu erfüllen.
Fasten: Selbstbeherrschung
Fasten
Fasten und Buße haben in der katholischen Tradition einen hohen Stellenwert.
Sühne
Denn sie schulen die Selbstbeherrschung und dienen der Sühne für Sünden.
Schon Jesus sagte: „Wenn ihr fastet, salbt euer Haupt...“ (Mt 6,17) – er setzte das Fasten voraus.
Die Fastenzeit: 40 Tage
1
1
Aschermittwoch
2
2
Ostern
Die vierzigtägige Fastenzeit (Quadragesima) beginnt am Aschermittwoch und dauert bis Karsamstag vor Ostern. Sie erinnert an Jesu 40-tägiges Fasten in der Wüste.
Die eucharistische Anbetung
Liebesdialog
In der Anbetung treten die Gläubigen in einen persönlichen Liebesdialog mit Christus, der unter der Brotsgestalt im Tabernakel wohnt: „Emmanuel – Gott mit uns.“
Verweilen in der Liebe
Es geht also um das Verweilen in der Liebe. Theologisch bekennt die Anbetung: Die Eucharistie ist nicht bloß Ritus, sondern bleibende Person – eben Jesus Christus selbst.
Liturgische Farben: Weiß
Reinheit
Freude
Licht
Weiß ist das Symbol für Reinheit, Freude und Licht. Verwendet in der Oster- und Weihnachtszeit und bei Herrenfesten, Marienfesten, Engel- und Heiligenfesten.
Liturgische Farben: Rot
Das Blut der Märtyrer
Symbolisiert das Blut der Märtyrer und das Feuer des Heiligen Geistes.
Verwendung
Verwendung: An Palmsonntag und Karfreitag (Erinnerung an das vergossene Blut Christi), an Pfingsten (Feuerzungen), bei Festen des Heiligen Geistes (z.B. Firmung) sowie bei Feiern von Aposteln und Märtyrern.
Liturgische Farben: Grün
1
Leben
2
Hoffnung
3
Wachstum
Grün ist das Symbol für Leben, Hoffnung und Wachstum. Gebrauch in der „Zeit im Jahreskreis“ (per annum) – d.h. an normalen Sonntagen und Wochentagen, die kein spezielles Fest haben.
Liturgische Gewänder: Alba
1
1
Unschuld
Die Alba: das lange weiße Gewand. Zeichen der Taufunschuld, reinigender Gnade.
2
2
Verklärung
Es erinnert an das Taufkleid, jeder Priester soll rein wie ein Neugetaufter vor Gott treten. Die Alba repräsentiert auch das Gewand der Verklärung (Weiß wie Licht).
Liturgische Gewänder: Stola
Vollmacht
Die Stola: ein länglicher schmaler Schal, den der Diakon schräg, der Priester um den Nacken über Brust trägt. Sie ist das Zeichen der priesterlichen Vollmacht und Würde.
Christus
Die Stola steht für das Amt, das Joch Christi.
Liturgische Gewänder: Kasel
Liebe Christi
Die Kasel (Meßgewand): das äußere weite ärmellose Gewand. Symbolisiert den Mantel der Liebe Christi, den „süßen, leichten“ Dienst.
Überdeckung
Die Kasel bedeckt alles – Zeichen, dass die Liebe alles überdeckt.
Vertrauenswürdige Literatur
Dogmatik
„Der Glaube der Kirche – Lehrtexte des Lehramtes im Wortlaut“ (Denzinger-Hünermann, Enchiridion Symbolorum)
Liturgie
„Die heilige Messe im klassischen römischen Ritus“ von Klaus Gamber
Spiritualität
„Büchlein der heiligen Messe“ von P. Martin von Cochem
Vereinigungen und Organisationen
1
Priesterbruderschaft St. Petrus
2
Institut Christus König
3
Una Voce International
Die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP), Institut Christus König und Hoherpriester (ICRSS), Una Voce International setzen sich für den traditionellen Ritus ein, organisieren Messen, publizieren Artikel.
Konklusion
1
Reiches Erbe
Die hier aufgeführten Quellen und Verweise bieten eine solide Grundlage, um das reiche Erbe der katholischen Tradition – in Lehre, Liturgie und Frömmigkeit – weiter zu erschließen.
2
Wachstum im Glauben
Durch Studium und Praxis, begleitet vom Gebet, kann der Gläubige tiefer in die Mysterien eindringen und die Schönheit des alten römischen Ritus immer besser verstehen und lieben lernen.